Körpergedächtnis – wenn dein Körper sich erinnert, auch wenn du es nicht kannst
Manchmal reagiert dein Körper, bevor du überhaupt weißt, warum.
Dein Herz schlägt schneller, du frierst plötzlich ein, wirst unruhig, angespannt oder bekommst Schmerzen – ohne erkennbaren Grund.
Viele Menschen, die mit den Folgen von Trauma oder chronischem Stress leben, kennen das: Der Körper „macht etwas Eigenes“.
Und oft entsteht daraus der Gedanke: „Ich übertreibe. Ich bilde mir das ein.“
Doch genau das ist es nicht.
🧠 Was mit „Körpergedächtnis“ gemeint ist
Der Begriff Körpergedächtnis stammt ursprünglich aus der Körperpsychotherapie.
Er beschreibt kein Gedächtnis im klassischen Sinne, also keine Ablage von Erinnerungsbildern oder Fakten. Sondern etwas viel Feineres:
Der Körper „merkt“ sich Zustände, Reaktionen und Muster, die mit intensiven Erlebnissen verbunden waren.
Wenn in der Vergangenheit etwas überwältigend war (Angst, Hilflosigkeit, Ohnmacht, Gewalt oder emotionaler Entzug) konnte der Körper nicht frei reagieren. Er musste überleben.
Und genau diese Reaktionsmuster – Spannung, Rückzug, Starre, Übererregung – können im Nervensystem „eingebrannt“ bleiben.
Das heißt nicht, dass du „noch in der Vergangenheit lebst“.
Es heißt, dass dein Körper versucht, dich zu schützen, auch wenn die Gefahr längst vorbei ist.
💬 Warum das für die Heilung so wichtig ist
Viele versuchen, ihre Geschichte ausschließlich über den Verstand zu verstehen.
Sie lesen, reflektieren, analysieren und trotzdem fühlt es sich an, als käme der Körper nicht hinterher.
Das liegt daran, dass Traumaerinnerungen häufig implizit, also nicht sprachlich, im Körper gespeichert sind.
Das bedeutet: Dein Denken weiß vielleicht, dass du jetzt sicher bist, aber dein Körper glaubt es noch nicht.
Deshalb ist Heilung nicht nur ein kognitiver Prozess, sondern auch ein somatischer.
Der Körper braucht neue Erfahrungen, die zeigen:
„Jetzt ist es anders. Ich bin sicher. Ich habe Wahlmöglichkeiten.“
🌿 Was du im Alltag tun kannst
Du musst dazu nicht sofort eine somatische Therapie beginnen, oft helfen schon kleine, wiederholte Momente, in denen du mit deinem Körper in Kontakt kommst:
- Anhalten und spüren
Nimm dir mehrmals am Tag ein paar Sekunden, um innezuhalten.
Spür deine Füße auf dem Boden.
Deine Schultern.
Deinen Atem.
Frag dich: Wie bin ich gerade hier? - Orientieren im Raum
Wenn du dich unsicher oder unruhig fühlst, schau dich bewusst um.
Benenne still drei Dinge, die du siehst.
Das signalisiert deinem Nervensystem: „Ich bin im Jetzt.“ - Atem verlängern
Atme langsam aus – etwas länger, als du einatmest.
So aktivierst du den Parasympathikus, den beruhigenden Teil deines Nervensystems. - Zärtlichkeit statt Kontrolle
Versuche, deinen Körper nicht zu „zwingen“, anders zu reagieren.
Er braucht keine Disziplin, sondern Sicherheit.
Sicherheit entsteht durch Wiederholung, durch Mitgefühl, durch Zeit.
💫 Zum Mitnehmen
Dein Körper ist kein Feind, der dich sabotiert.
Er ist der Teil von dir, der am längsten wach geblieben ist,
um dich zu beschützen, als niemand sonst es konnte.
Und jetzt darf er lernen, dass es vorbei ist.
Dass du heute da bist.
Dass du ihn führen kannst.
Deine Thea 🙏🌱
Beitragsarchiv
- Warum Nervensystem-Übungen allein nicht reichen
- Emotionale Trigger verstehen
- Wie heilen wir unsere Vergangenheit?
- Gesunde Beziehungen
- Körpergedächtnis
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